Treffen bei der HAM Radio in Friedrichshafen am Bodensee. Ich bin der zweite von rechts :-)
... Funkamateur und das bereits seit 1977.
Genau, das sind die NERDS mit karrierten Hemden, Seitenscheiteln und dicken Hornbrillen, also die Freaks, die die ganze Zeit versuchen technische Probleme zu lösen - irgendwie ganz schön altmodisch, fast nostalgisch ...
... ist mir das auch egal, denn ich mache das, weil es mir Spaß macht einen internationalen Freundeskreis zu haben und weltweite Kontakte zu pflegen. Nebenbei kann ich auch noch mein Englisch und Spanisch etwas aufpolieren.
Funkamateure haben ein Rufzeichen. Das ist so etwas wie eine Telefonnummer. Mein Rufzeichen heißt: DC3AQ oder im Buchstabieralphabet:
Delta Charly Three Alpha Quebec
In Deutschland sind 50% der Funker in einem Club organisiert, dem DARC. Das ist wichtig, weil dort politische Lobbyarbeit betrieben wird und die Interessen der Funker vertreten werden. Ich war dort zwischen 1977 und 1981 Mitglied.
In Luxemburg ist ein Großteil der Funker im RL organisiert. Der RL betreibt politische Lobbyarbeit und vertritt die Interessen der Funkamateure. Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder in Peppange. Ich bin dort seit 2008 Mitglied.
Jährlich im Juni findet die größte, europäische Amateurfunkmesse in Deutschland statt. In Friedrichshafen am Bodensee treffen sich Funkamateure aus der ganzen Welt. Neben einen großen Flohmarkt, gibt es viele Verkaufsstände und natürlich ein großes Programm an Vorträgen. Der Film gibt Einblicke, lässt Funkamateure aus verschiedenen Ländern zu Wort kommen und wagt einen Ausblick...
Alljährlich im September findet die UKW Tagung in Weinheim statt. Es gibt einen großen Flohmarkt, Workshops und diverse Fachvorträge zu interessanten Themen.
Die SAFA ist eine regionale Ausstellung mit Flohmarkt . Sie findet in Dillingen statt. Hier treffen sich Funkamateure aus dem Saarland aber auch aus Rheinland-Pfalz, Frankreich, Belgien und Luxemburg.
... viele Treffen diesseits und jenseits der Landesgrenzen zum Grillen, Feiern, Funken und Klönen: An- und Abgrillen in Völklingen, SaarLorLux-Amateurfunktag in Quierschied, Sommertreffen bei F6KFH in Lothringen oder das SaarLorLux Freundschaftstreffen in Eisenborn, uvm.
Und manchmal, meist am Wochenende, trifft man sich auf Ultrakurz- oder Kurzwelle zu einem Plausch.
Und glauben Sie mir, an Kommunikationsarten und Inhalten fehlt es einem Funkamatateur bestimmt nicht.
Natürlich kann man mit der Raumstation nicht telefonieren. Aber es gibt für Funkamateure die Möglichkeit mit dem Funkgerät und entsprechenden Antennen die Astronaten der ISS zu kontaktieren. Hier ein kurzer Film, der ganz eindrucksvoll zeigt, wie so etwas abläuft...
Natürlich haben Funkamateure längst die Vorzüge eines Computers entdeckt und diesen direkt mit dem Hobby verbunden: Hilfsprogramme, Datenbanken, Netzwerke aber auch Zugänge zu anderen Funkern via Netz sind an der Tagesordnung.
Ein sehr gelungenes Beispiel ist die App "Echolink" die quasi als Hybrid funktioniert: Also Einstieg übers Internet und Aussendung per Funk irgendwo anders auf der Welt.
jetzt wird es doch ein bisschen Retro, nicht weil Henning schon über 50 ist, sondern weil er eine Technik konserviert, die es eigentlich seit Jahrzehnten schon gar nicht mehr gibt: Den Fernschreiber.
Eine Technologie aus den späten 20ger Jahren, sozusagen eine Weiterentwicklung der Morsetelegrafie. Erstmals konnten damals Textnachrichten über Kabel verschickt werden. Am besten stellen Sie sich einen Kubikmeter rappelnde Technik in Form einer riesigen Schreibmaschine vor.
Wenn Henning seine Fernschreiber auf Messen oder Ausstellungen aufbaut, entsteht immer gleich eine Traube von Menschen - Jung und Alt bleiben stehen: Es rappelt, scheppert und klingelt - es wird diskutiert, gestaunt und begriffen: Technik die fasziniert...
... ich bitte Sie, Amateurfunk ist etwas völlig anderes. Funkamateure machen Wellen, fachsimpeln über den Sonnenfleckenzyklus und klagen über die schlechten Ausbreitungsbedingungen.
Um Amateurfunk zu verstehen, muss man das Bild des Anglers bedienen, der seine Angel auswirft und nicht weiß, was für ein Fisch anbeißt. Wenn der Funker in den Äther ruft, weiß auch er nicht, wer antworten wird - man nennt das übrigens "ungerichtete Kommunikation". Und das ist wohl auch der Reiz, wenn im Rauschen plötztlich eine Stimme auftaucht?
Und wenn dann noch der Stolz dazu kommt, das die Verbindung ohne Hilfe von Providern, Telefonanbietern oder Unterseekabeln realisiert wurde - so von Antenne zu Antenne - dann haben Sie eine leichte Ahnung davon, was das Besondere an dem Hobby ausmacht.
... macht es trotzdem Spaß. Nach dem monatlichen RL Treffen gehe ich regelmäßig mit meinem Freund Günter in Peppange Pizza essen - und glauben Sie es mir: die schmeckt!
Es ist den wenigsten Menschen bewusst, aber Funkgeräte haben sich in den letzten 20 Jahren kontinuierlich in unser Leben geschlichen. Anfangs noch mit Fernbedienungen und drahtlosen Telefonen, später dann mit Handys und Computern, bis plötzlich heute jedermann quasi wie selbstverständlich mit Begriffen wie Wifi, WLan, Hotspots, Bluetooth, GSM, D1, E+, Airdrop und LTE umgeht. Oder haben sie etwa kein Smartphone ?
Wenn Sie mit Teosch aus Japan lange über den Anbau von grünem Tee gesprochen haben, mit Nestor aus Argentinien über die Wirtschaftskrise diskutiert haben und mit Khalid aus Kuwait, Fabio aus Kolumbien, Tom aus Namibia oder Günter aus Luxemburg ein nettes Gespräch hatten, dann rückt die Welt doch irgendwie etwas zusammen, dann schwinden Grenzen und dann hat Amateurfunk auch etwas mit Völkerverständigung zu tun.
... aber Amateurfunk ist zweifelsohne eine Männerdomäne. Einerseits liegt das natürlich an den Hürden zum Einstieg (Technikprüfung), andererseits ...
Aber halt, lassen Sie sich doch nicht hinters Licht führen: Am Ende ist es nur eine Verschwörung der Männerwelt?!
Ist Ihnen noch nicht aufgefallen, dass ausgerechnet die männliche Spezie immer wieder mit Nachdruck behauptet, dass Frauen kaum eine Chance hätten, die Amateurfunkprüfung zu bestehen. Also darauf würde ich mich nicht verlassen!